Sonntag, 19. Juni 2011

Melanies Motivation

Die Frage, wie WIR wohnen wollen, lässt sich für mich nicht so ohne weiteres beantworten. Wie ICH wohnen möchte, schon viel eher. Allerdings haben sich meine Vorstellungen in den letzten Jahren durchaus gewandelt.

Als kleines Mädchen habe ich mir vorgestellt, in einem Schloss zu wohnen, mit einem eigenen Pferd. Als Prinzessin im Märchen- wie im Grunde fast jedes kleine Mädchen davon träumt. Dann habe ich Die Säulen der Erde gelesen und mir wurde bewusst, dass der verklärte Traum vom Märchenschloss wohl der Realität nicht würde standhalten können. Außerdem fand ich die Vorstellung ohne Zentralheizung und fließendes Wasser wohnen zu müssen- also in kalten, zugigen Räumen ohne morgendliches Warmduschen, dann doch etwas abschreckend. Praktische Überlegungen zu Instandhaltungskosten und Putzaufwand kamen mir später auch noch, so dass ich mich vom Leben auf dem Märchenschloss verabschiedet habe.

Nachdem ich aus meinem Elternhaus ausgezogen war, habe ich ganz verschiedene Arten des Wohnens erlebt:

  • In einer WG mit meiner Schwester und ihren Kindern in einem schönen, großen Haus mit Balkonen und Garten in bester Wohnlage,

  • allein in einem Ein-Zimmer-Apartment ohne Balkon ebenfalls in bester Wohnlage.

  • In einem niederländischen Studentenhaus mit drei Mitbewohnerinnen, das mit Balkon und riesigen, einfach verglasten Fenstern ausgestattet war und Nagetiere in der Wand beherbergte.

  • Zweimal wohnte ich zusammen mit meinem Mann in seinem Elternhaus (damals waren wir noch nicht verheiratet)- das erste Mal ohne Kind, das zweite Mal mit Kind- meine bislang einzige Wohnstation auf dem Land. Dort wohnten wir im Dachgeschoss eines Zweifamilienhauses mit Balkon. Den Garten konnten wir mitbenutzen.

  • Ich wohnte in einer Zweier-WG direkt an einer Bundesstraße in Innenstadtlage im ersten Stock mit Minibalkon zur Straße hin,

  • in einer Fünfer-WG im fünften Stock eines riesigen Rotklinkerhaus an einer anderen Bundesstraße in einer anderen Stadt ohne Balkon und mit einem Pennymarkt im Erdgeschoss.

  • Danach wohnte ich wieder allein in einem Einzimmerapartment im ersten Stock mit Blick auf den Hauptbahnhof und ungefähr zwanzig Gleise- in so umittelbarer Nähe, dass ich die Durchsagen an den Bahnsteigen hören konnte, wenn der Wind richtig stand.

  • Außerdem habe ich später als Vierer-WG in einer viereinhalb-Zimmer Altbauwohnung im dritten Stock gewohnt- auf 120qm zusammen mit einem Freund, meinem Freund und meiner älteren Tochter. Unser Mitbewohner hat zwischenzeitlich gewechselt, aber die Wohnung mit ihren hohen Decken und dem schönen Holzdielenboden war zauberhaft. Leider hatte sie keinen Balkon und der Garten war für uns auch nicht nutzbar.

  • Momentan wohne ich in einer vierzig Quadratmeter kleineren Wohnung im Süden von Hamburg zusammen mit meinen Töchtern und meinem Mann. Die Wohnung hat einen Balkon oder treffender: eine Loggia und Parkettboden. Das Bad ist winzig und seit den Siebzigern nicht mehr renoviert oder saniert worden.

Es ist okay, hier zu wohnen (genauso wie all die anderen Situationen wohnbar waren), denn als wir die Wohnung gesucht haben, war uns wichtig, baldmöglichst wieder zusammen zu wohnen, da mein Mann beruflich aus Osnabrück nach Hamburg gezogen war und die Pendelei uns nervte.

Es ist in Ordnung hier zu wohnen, aber es ist nicht traumhaft. Womit wir wieder bei der Frage wären: Wie wollen wir wohnen? Es gibt verschiedene Möglichkeiten und viele Aspekte, die eine Wohnsituation ausmachen. Vom Stadtteil mit seinen Eigenarten über die Anzahl der Zimmer, deren Gestaltung und den Menschen, mit denen man sich die Nachbarschaft teilt. Die Infrastruktur für Kinder, die Anbindung an den ÖPNV und die Erreichbarkeit von Freizeit- und Kulturangeboten sowie von Arbeitsplätzen. Die Energieeffizienz des Gebäudes und vieles andere mehr. Eine Antwort auf die Frage finde ich offensichtlich nicht in einem Satz, aber die Beschäftigung damit ist mir durchaus sehr wichtig, da die Wohnsituation meiner Erfahrung nach auch viel mit Zufriedenheit oder auch Frust zu tun haben kann und somit nicht unerheblich zur Lebensqualität beiträgt.

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